Wir trauern um

Prof. Dr. rer. nat. Wolfgang Dreyer

* 10.11.1950   † 12.05.2024,

K. Groeger
ehemaliger Leiter der Forschungsgruppe „Thermodynamische Modellierung und Analyse von Phasenübergängen” des Weierstraß-Instituts für Angewandte Analysis und Stochastik sowie Honorarprofessor an der Technischen Universität Berlin, Fakultät V, Verkehrs- und Maschinensysteme (im Ruhestand).

In seiner langjährigen Forschungstätigkeit prägte er die interdisziplinäre Ausrichtung des Weierstraß-Instituts entscheidend mit und lieferte wichtige Ergebnisse zu einer Vielzahl wissenschaftlicher Probleme der Angewandten Mathematik. Wolfgang Dreyer war ein außergewöhnlich kreativer Wissenschaftler auf dem Gebiet der Theoretischen und Mathematischen Physik im Allgemeinen und in der Thermodynamik kontinuierlicher Medien im Speziellen. Seine Forschung hat zur Klärung grundlegender physikalisch-technischer Phänomene beigetragen: Landau'sche Bifluidtheorie suprafluiden Heliums im Rahmen der rationalen Mischungstheorie; Deutung der Felder der Kontinuumsphysik per Mikro-Makroübergang; Erweiterte Thermodynamik, Entropieprinzip und seine Auswertung, um nur einige seiner Etappen zu nennen.

In letzter Zeit trug er international maßgebend zum modellbasierten Verständnis der Funktionsweise elektrochemischer Systeme bei. Dazu zählen ein grundlegend neues Modell für die Interkalation von Lithium in die Nanopartikel der Katoden von Lithium-Ionen-Batterien sowie die thermodynamisch konsistente Formulierung des Nernst-Planck-Poisson-Systems für den Ionentransport in Elektrolyten unter Einbeziehung des Drucks.

Er engagierte sich auch stark in der Ausbildung junger Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, wobei ihm vor allem die Grenzgebiete und Brücken zwischen den verschiedenen Einzelwissenschaften wichtig waren. Seine Schüler und Schülerinnen denken in großer Dankbarkeit an die vielen fruchtbaren und oftmals extrem leidenschaftlichen Diskussionen über die mathematische Modellierung der realen Welt zurück.

Außerdem war Wolfgang Dreyer von 2007 bis 2015 am Institut für Mechanik der Fakultät V als Honorarprofessor im Fachgebiet Kontinuumsmechanik und Materialtheorie in der Lehre zur Kontinuumsphysik eingebunden. Er unterrichtete Studierende des Maschinenbaus, des Verkehrs- und Bauingenieurwesens sowie der Physikalischen Ingenieurwissenschaft. Insbesondere der letztgenannte Studiengang war ihm ein besonderes Anliegen, wie er überhaupt stets Verständnis und Interesse bei Studierenden der Ingenieurwissenschaften mit großem didaktischen Geschick zu wecken wusste. Seine anregenden Vorlesungen und Vorträge sind Legende.

Aber auch seine Freizeit widmete er stets der Wissenschaft. Wolfgang Dreyer lebte am dunkelsten Ort Deutschlands, in Gülpe. Daher lag es für ihn nahe, sich mit der Astronomie zu beschäftigen, und zwar nicht nur theoretisch, sondern insbesondere auch praktisch am Teleskop. Von seinen Sichtungen und interessanten Zusatzinformationen berichtete er in Vorträgen den Sternenfreunden im „Sternenpark Westhavelland”.

Wir verlieren mit ihm einen sehr beliebten, zuverlässigen und engagierten Kollegen, der national und international höchstes Ansehen und Respekt genoss. Wir werden uns seines Wirkens stets in großer Dankbarkeit erinnern, und unser tiefes Mitgefühl gilt seiner Familie und seinen Angehörigen.

Für Juli 2024 ist eine Trauerfeier in Gülpe geplant. Hierüber wird zeitnah informiert.