[Next]:  Simulation dynamischer Prozesse in der Verfahrenstechnik  
 [Up]:  Projektbeschreibungen  
 [Previous]:  Zweidimensionale numerische Simulation von direkt mit  
 [Contents]   [Index] 


Simulation von Mikrowellenschaltungen

Bearbeiter: G. Hebermehl , J. Schefter , R. Schlundt , F.-K. Hübner , M. Uhle  

Kooperation: W. Heinrich, M. Kunze, T. Tischler, H. Zscheile (Ferdinand-Braun-Institut für Höchstfrequenztechnik, Berlin)

Förderung: DFG: ,,Finite Integrationsmethode mit Tetraedergitter zur elektromagnetischen Simulation von Mikrowellenschaltungen``

Beschreibung der Forschungsarbeit: Der wachsende Markt für Mikrowellenschaltungen   im Bereich der Mobilkommunikation sowie der Sensor- und Richtfunktechnik erfordert eine Weiterentwicklung der Modelle und der Simulationswerkzeuge. Im Berichtszeitraum wurde auf folgenden Gebieten gearbeitet:

-
Die Berücksichtigung offener Strukturen und deren Behandlung durch absorbierende Randbedingungen bei gleichzeitiger Erhöhung der Frequenzen machte die Entwicklung neuer Verfahren für Teilprobleme notwendig.
-
Die Simulation stellt hohe Anforderungen an die räumliche Auflösung, weil einerseits Metallisierungsdicken unterhalb des Mikrometerbereichs und andererseits Chipdimensionen im Millimeterbereich erfasst werden müssen. Um den numerischen Aufwand in Grenzen zu halten, ist äußerste Ökonomie bei der Wahl des Diskretisierungsgitters geboten. Im Rahmen eines DFG-Projektes wurde mit der Formulierung eines Finite-Volumen-Verfahrens zur Lösung der Maxwell'schen Gleichungen im Frequenzbereich für nichtstrukturierte Gitter (Tetraeder) begonnen, um komplizierter berandete Gebiete behandeln und lokal begrenzte Gitterverfeinerungen durchführen zu können.

Grundelemente der Schaltungen sind Wellenleiter und Diskontinuitäten. Das Verhalten der Struktur wird durch eine Streumatrix   beschrieben, die aus der orthogonalen Dekomposition des elektrischen Feldes an zwei benachbarten Schnittebenen auf jedem Wellenleiter für eine Anzahl linear unabhängiger Erregungen berechnet wird. Das elektromagnetische Feld wird aus einem dreidimensionalen Randwertproblem   für die Integralform der Maxwell'schen Gleichungen   ermittelt:
\begin{align}
\oint_{\partial \Omega} \vec H
\cdot d\vec s & = \int_{\Omega}
j\o...
 ... \oint_{\cup \Omega} ([\mu] \vec H) \cdot d \vec
\Omega & = 0 \notag,\end{align}

\begin{displaymath}
\vec D = [\epsilon] \vec E, \enspace \vec B = [\mu] \vec H,
...
 ...[\mu] = \mbox{diag} \left ( {\mu}_x, {\mu}_y, {\mu}_z \right ).\end{displaymath}

Die elektrischen und magnetischen Feldstärken $\vec E$ und $\vec H$sowie die elektrischen und magnetischen Flussdichten $\vec D$ und $\vec B$ sind komplexe Funktionen der räumlichen Koordinaten. $\omega$ ist die Kreisfrequenz und j2 = -1. Die Materialgrößen $[\epsilon]$ und $[\mu]$ (Permittivität und Permeabilität) sind ortsabhängige diagonale komplexe Tensoren.

Für die numerische Behandlung wird das Berechnungsgebiet durch elektrische und magnetische Wände oder durch so genannte   Absorbing-Boundary-Bedingungen (ABC) begrenzt, um offene Strukturen berechnen zu können. Als ABC werden   Perfectly Matched Layers (PML) verwendet. Diese Schichten bestehen aus künstlichem Material mit komplexen anisotropen Materialeigenschaften.

An den Toren ist das transverse elektrische Feld gegeben durch die Superposition der transversalen Wellenleitermoden, die mit Hilfe eines Eigenwertproblems zu berechnen sind, bevor das Randwertproblem gelöst werden kann.

Die Diskretisierung der Maxwell'schen Gleichungen mit Hilfe nichtäquidistanter, versetzter Quadergitter ([1]) ergibt hochdimensionale lineare Gleichungssysteme mit schwach besetzten indefiniten komplexen symmetrischen Koeffizientenmatrizen.

Aufgrund der longitudinalen Homogenität der Wellenleiter wird von einem exponentiellen Ansatz für die longitudinale Richtung ausgegangen. Dieser Ansatz führt auf ein Eigenwertproblem mit schwach besetzter nichtsymmetrischer komplexer Matrix zur Berechnung der Moden ([2]).

Das endliche PML-Volumen verursacht auch virtuelle Moden, die nicht das wirkliche Verhalten des Wellenleiters widerspiegeln. Diese unerwünschten so genannten PML-Moden zeichnen sich durch ihre hohe Leistungsdichte in den PM-Schichten aus und werden aufgrund dieser Eigenschaft eliminiert. Die Berechnung aller Eigenwerte zur Bestimmung einiger weniger Ausbreitungskonstanten wird vermieden, indem für modifizierte Matrizen eine Folge von Eigenwertproblemen ([3]) mit Hilfe des Arnoldi-Verfahrens gelöst wird (siehe Abb. 1 und 2). Für hohe Frequenzen konvergierte im Falle der PML das bisher verwendete Zwei-Schritt-Verfahren ([4]) nicht.

Die hochdimensionalen Gleichungssysteme (mehrere Millionen Unbekannte) mit mehreren rechten Seiten werden simultan unter Verwendung von vier verschiedenen auf die Aufgabenstellung zugeschnittenen Vorkonditionierungstechniken (Addition des Gradienten der elektrischen Divergenzgleichung, Independent Set Orderings, Jacobi- und SSOR-Vorkonditionierung) mit Hilfe von Block-QMR-Methoden   ([10]) gelöst.

Im Rahmen des oben genannten DFG-Projektes wurde die Diskretisierung der Maxwell'schen Gleichungen auf Tetraedergittern und den zugehörigen Voronoizellen auf der Basis eines Finite-Volumen-Verfahrens hergeleitet ([9]). Die Ergebnisse umfassen graphentheoretische Betrachtungen mit Aussagen über die Anzahl der Gleichungen und Variablen, die Wahl der Variablen, die Eliminierung der magnetischen Flussdichte aus dem Gleichungssystem, die Vorschriften zur Berechnung der Koeffizientenmatrizen ohne Kenntnis von Nachbarschaftsbeziehungen der vom Gittergenerator (siehe S. [*]) erzeugten Tetraeder, den Nachweis der Symmetrie der Koeffizientenmatrix und Ansätze zur Behandlung von Sonderfällen (Lage des Umkugelmittelpunktes, Verletzung der Delaunay-Eigenschaft der Gitter). Für spezielle Schaltungsstrukturen (Mikrostreifenleitung mit Wellenwiderstandssprung, Übergang Mikrostreifenleitung - Koaxialleitung) wurden die mit dem Generator COG erzeugten Gitter ausgewertet. Mit Hilfe des Gittergenerators lbg werden Vergleichsrechnungen (Quader-/Tetraedergitter) durchgeführt sowie der Einfluss von Gitterverfeinerungen untersucht.

Die Ergebnisse der Forschungsarbeiten wurden in den Publikationen [3-11] dargestellt.

Projektliteratur:

  1.  K. BEILENHOFF, W. HEINRICH, H. L. HARTNAGEL, Improved finite-difference formulation in frequency domain for three-dimensional scattering problems, IEEE Trans. Microwave Theory and Techniques, 40 (1992), No. 3, pp. 540-546.
  2.  A. CHRIST, H. L. HARTNAGEL, Three-dimensional finite-difference method for the analysis of microwave-device embedding, IEEE Trans. Microwave Theory and Techniques, 35 (1987), No. 8, pp. 688-696.
  3.  G. HEBERMEHL, F.-K. H¨UBNER, R. SCHLUNDT, T. TISCHLER, H. ZSCHEILE, W. HEINRICH, Numerical simulation of lossy microwave transmission lines including PML, WIAS-Preprint No. 612, 2000, eingereicht.
  4.  \dito 
, On the computation of eigen modes for lossy microwave transmission lines including Perfectly Matched Layer boundary conditions, erscheint in: COMPEL, 20.
  5.  \dito 
, Numerical simulation of lossy microwave transmission lines including PML, in: Book of Abstracts, Scientific Computing in Electrical Engineering (SCEE-2000), Warnemünde, 20-23 August 2000 (U. van Rienen, D. Hecht, H. W. Glock, Hrsg.), Universität Rostock, 2000, p. 37.
  6.  \dito 
, Simulation of lossy microwave circuits including PML, in: Final Program and Abstracts, First SIAM Conference on Computational Science and Engineering, Washington, DC, USA, September 21-24, 2000, p. 57.
  7.  \dito 
, On the simulation of microwave transmission lines with PML, in: Proceedings of the Fifth International Conference on Mathematical and Numerical Aspects of Wave Propagation, July 10-14, 2000, Santiago de Compostela, Spain (A. Bermúdez, D. Gómez, Ch. Hazard, P. Joly, J. E. Roberts, Hrsg.), Proceedings in Applied Mathematics, 102, SIAM, Philadelphia, 2000, pp. 906-910.
  8.  G. HEBERMEHL, R. SCHLUNDT, H. ZSCHEILE, W. HEINRICH, The eigen mode problem for microwave transmission lines with absorbing boundary conditions, Z. Angew. Math. Mech., 80 (2000), Suppl. 3, pp. 837-838.
  9.  J. SCHEFTER, Diskretisierung der Maxwell'schen Gleichungen auf Tetraedergittern, WIAS-Studie, 2000.
  10.  R. SCHLUNDT, G. HEBERMEHL, F.-K. H¨UBNER, H. ZSCHEILE, W. HEINRICH, Iterative solution of systems of linear equations in microwave circuits using a block quasi-minimal residual algorithm, WIAS-Preprint No. 620, 2000, eingereicht.
  11.  R. SCHLUNDT, G. HEBERMEHL, F.-K. HÜBNER, T. TISCHLER, H. ZSCHEILE, W. HEINRICH, Iterative solution of systems of linear equations in microwave circuits using a block quasi-minimal residual algorithm, in: Book of Abstracts, Scientific Computing in Electrical Engineering (SCEE-2000), Warnemünde, 20-23 August 2000 (U. van Rienen, D. Hecht, H. W. Glock, Hrsg.), Universität Rostock, 2000, p. 45.


 
Abb. 1: Lage der Eigenwerte.  

\ProjektEPSbildNocap {0.65\textwidth}{/home/unix/parnum/hebermehl/pub/bsp2p_4kcass.eps}


 
Abb. 2: Lage der Ausbreitungskonstanten.  

\ProjektEPSbildNocap {0.65\textwidth}{/home/unix/parnum/hebermehl/pub/bsp3p_4kcass.eps}



 [Next]:  Simulation dynamischer Prozesse in der Verfahrenstechnik  
 [Up]:  Projektbeschreibungen  
 [Previous]:  Zweidimensionale numerische Simulation von direkt mit  
 [Contents]   [Index] 

LaTeX typesetting by I. Bremer
4/30/2001