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3D-Simulation von Halbleiterdetektoren

Bearbeiter: H. Gajewski (FG 1), H.-Chr. Kaiser (FG 1), H. Langmach (FG 3), R. Nürnberg (FG 1) 

Kooperation: KETEK GmbH Halbleiter- und Reinraumtechnik, R. Richter (MPI-Halbleiterlabor München), L. Strüder (Max-Planck-Institut für Physik München)

Förderung: BMBF

     Beschreibung der Forschungsarbeit:

Ziel des Projekts ist die Erweiterung des am WIAS für die 2D-Simulation von Halbleiterbauelementen entwickelten Programmsystems WIAS-TeSCA (Two and three dimensional Semi-Conductor Analysis package) zur räumlich dreidimensionalen Berechnung der funktionsbestimmenden Ladungstransportvorgänge in Detektorstrukturen. Dazu waren und sind analytisch fundierte Algorithmen zu begründen und zu implementieren, die eine hochauflösende, effiziente und zuverlässige numerische Simulation ermöglichen ([3, 4]). Stufenweise galt es, die bewährten Vorzüge von WIAS-TeSCA, wie die hohe Flexibilität in der Geometrie sowie die robuste und schnelle Numerik beim Übergang zu 3D-Gittern, zu erhalten und auszubauen, damit zeitabhängige Simulationen für große Strukturen auch unter Berücksichtigung von 3D-Effekten mit vertretbarem Aufwand erfolgen können.

Das Redesign von WIAS-TeSCA als von der Raumdimension des Simulationsgebiets unabhängiges Tool geht im Sinne strukturierter Programmierung objektorientiert ([5]) vor. Die Implementierung erfolgt in C, unter Einbindung vorhandener Fortran-Quellen, mit numerischen Kernen in Fortran. Auf alle die Portabilität behindernden Elemente, darunter auch spezielle C++ Konstrukte, wird verzichtet. Wir verwenden pdelib-Komponenten     (siehe [1] und S. [*]) wie die offene Schnittstelle zur Gitterverwaltung (sxgrid) und die Schnittstelle zur linearen Algebra (mxlib, itlib). Als interaktive Online-Graphik kommt gltools    ([2]) zum Einsatz und es gibt eine Schnittstelle zur Eingabesprache lua ([6]).

In WIAS-TeSCA erfolgt eine Erweiterung des pdelib-Konzeptes hin zur Behandlung eines im Prinzip offenen Satzes von gekoppelten Gleichungen, die auf jeweils eigenen spezifischen Teilen des Gitters definiert und gelöst werden, sich aber dabei auf das Grundgitter des Simulationsgebietes beziehen und in Hinblick auf die selbstkonsistente Lösung des Gesamtsystems über dieses Grundgitter kommunizieren. Dazu korrespondierend erfolgt die Verwaltung von Materialeigenschaften.

Mit diesem Konzept ist zunächst die Lösung der nichtlinearen Poissongleichung zur Berechnung des elektrostatischen Potentials in einer dotierten (dreidimensionalen) Halbleiter-Heterostruktur bei räumlich variabel vorgegebenen Quasi-Fermi-Potentialen der Ladungsträgerdichten realisiert. Dabei wurden die Voraussetzungen geschaffen zur Einbindung der Ladungsträgertransportgleichungen und weiterer optional in das Drift-Diffusions-Modell zu integrierender Modelle wie solche für die räumlich aufgelöste Temperaturentwicklung im Bauelement (siehe S. [*]), die Störstellendynamik, das optische Feld (Lasermodelle) (siehe S. [*]) und quantenmechanische Bandstrukturberechnungen (siehe S. [*]).


Mit dem weiterentwickelten Programmsystem WIAS-TeSCA wurden für das MPI-Halbleiterlabor München erfolgreich 3D-Simulationen von pn-CCD-Schieberegisterstrukturen durchgeführt. Diese pn-CCDs (Charge Coupled Device) ([7]) werden als Röntgen-Detektoren in den ESA-Satelliten ABRIXAS und XXM (Xray Multi Mirror) eingesetzt. Für die weitere Skalierung
-- die Verkleinerung der Pixelgeometrien -- war die Berücksichtigung von 3D-Effekten bei der mathematischen Beschreibung unerlässlich. Diese Halbleiterdetektoren brauchen ein großes Konvertierungsvolumen, um eine gute Energieauflösung und einen breiten Nachweisbereich zu erhalten. Für die Simulation bedeutet das eine große Ausdehnung der Bauelemente bei gleichzeitig sehr feiner Oberflächenstrukturierung. Der Kooperationspartner übergab für die Testrechnungen reale Geometrie- und Dotierungsdaten. Mit Gittern bis zu 150 000 Knoten wurden gute Ergebnisse erzielt.


Der Vergleich mit 2D-Simulationen in Längs- und Querrichtung zeigt Abweichungen des Potentials in den Mulden des CCD-Kanals von einem eV bis zu mehreren eV bei weiterer Verkleinerung der Zellengröße. Zugleich konnte nachgewiesen werden, dass die starken Streufelder die Transfereigenschaften der 3-Phasen-Schieberegister weiter verbessern. Neben dem genaueren Verständnis der Halbleiterdetektoren dienen die 3D-Simulationen in diesem Fall vor allem der Technologieoptimierung, der Einstellung geeigneter Dotierungsprofile.


Die folgenden Abbildungen zeigen als Ergebnis einer quasistationären 3D-Simulation die Potentialverhältnisse und die Elektronenverteilung in einer pn-CCD-Schieberegisterzelle beim Transfer.



 
Abb. 1: 3D-Simulation einer pn-CCD-Schieberegisterzelle mit Schnitten in der Tiefe ($12\,\, {\mu}m$ und $300\,\, nm$); links: elektrisches Potential, rechts: Elektronendichte.
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\@ZweiProjektbilderNocap[h]{4.56cm}{t3d_01.ps.gz}{t3d_02.ps.gz}
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Abb. 2: 3D-Simulation einer pn-CCD-Schieberegisterzelle mit Längsschnitt in der Mitte des Transferbereichs; links: elektrisches Potential, rechts: Elektronendichte.
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\@ZweiProjektbilderNocap[h]{4.28cm}{t3d_11.ps.gz}{t3d_12.ps.gz}
\makeatother

Projektliteratur:

  1.  J. FUHRMANN, T. KOPRUCKI, H. LANGMACH, pdelib: An open modular tool box for the numerical solution of partial differential equations. Design patterns, erscheint in: Proceedings of the 14th GAMM Seminar on Concepts of Numerical Software (W. Hackbusch, G. Wittum, Hrsg.), Notes on Numerical Fluid Mechanics, Vieweg Verlag.    
  2.  J. FUHRMANN, H. LANGMACH, gltools,     http://www.wias-berlin.de/~gltools.
  3.  H. GAJEWSKI, Analysis und Numerik von Ladungstransport in Halbleitern, GAMM-Mitteilungen, 16 (1993), pp. 35-59.
  4.  H. GAJEWSKI, K. GÄRTNER, On the discretization of van Roosbroeck's equations with magnetic field, Z. Angew. Math. Mech., 76 (1996), pp. 247-264.
  5.  E. GAMMA, R. HELM, R. JOHNSON, J. VLISSIDES, Design patterns, elements of reusable object-oriented software, Addison-Wesley, Reading, Mass., 1995.
  6.  R. IERUSALIMSCY, L. H. DE FIGUEIREDO, W. CELES, Lua -- An extensible extension language, Software: Practice & Experience, 26 (1996), pp. 635-652.
  7.  L. STRÜDER, J. KEMMER, Neuartige Röntgendetektoren für die Astrophysik, Physikalische Blätter, 52 (1996), pp. 21-26.


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1/16/2001