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Kooperation: G. Ben Arous (Ecole Polytechnique Fédérale, Lausanne, Schweiz), N. Berglund (School of Physics, Georgia Institute of Technology, Atlanta, USA und Eidgenössische Technische Hochschule Zürich, Schweiz), V. Gayrard (Centre de Physique Théorique, Marseille, Frankreich und Ecole Polytechnique Fédérale, Lausanne, Schweiz) M. Klein, M. Eckhoff (Universität Potsdam)
Beschreibung der Forschungsarbeit: Die im Jahresforschungsbericht 1998 beschriebene Thematik der stochastischen Dynamik wurde intensiv weiterbetrieben und als thematischer Schwerpunkt ausgebaut, wobei sich sowohl eine Reihe neuer Resultate als auch zahlreiche neue Anwendungsperspektiven eröffnet haben.
Ganz erhebliche Fortschritte für den reversiblen Fall wurden in Richtung auf ein besseres Verständnis des Zusammenhangs zwischen der Spektraltheorie einerseits und dem Phänomen der Metastabilität andererseits in der Arbeit [1] erzielt. Diese betreffen auf abstraktem Niveau ganz allgemein Markov-Ketten, deren Zustandsraum in Gebiete zerfällt, zwischen denen Übergänge sehr unwahrscheinlich sind, während andererseits ausgezeichnete Punkte in jedem Gebiet stets ,,sehr schnell`` besucht werden. Unter zusätzlichen Generizitätsannahmen kann dann jedem solchen Gebiet eine ,,metastabile`` Austrittszeit zugeordnet werden, welche dann mit großer Genauigkeit als Inverse eines der Eigenwerte der Übergangsmatrix identifiziert wird. Die zugehörigen Eigenfunktionen liefern darüber hinaus mit hoher Genauigkeit die zugehörigen quasi-invarianten Verteilungen, bzw. metastabilen Maße. Insgesamt wird damit dem Spektrum der Übergangsmatrix nahe bei eins eine präzise physikalische Interpretation gegeben. Alle diese Größen können darüber hinaus durch relative Kapazitäten der Elemente der metastabilen Menge ausgedrückt werden. Damit liegen zum einem unter sehr allgemeinen Bedingungen strukturelle Aussagen vor, die etwa in numerischen Verfahren genutzt werden können ([3]). Andererseits lassen sich über die analytisch recht gut kontrollierbaren Kapazitäten (siehe [2]) in vielen Beispielen präzise asymptotische Resultate beweisen. Daraus ergeben sich für zahlreiche Probleme der stochastischen Dynamik neue Perspektiven. Dem wird in den kommenden Jahren intensiv nachgegangen werden.
Die ursprüngliche Motivation dieser Arbeiten bestand darin, Methoden bereitzustellen, mit denen auch die Besonderheiten der Dynamik komplexer ungeordneter Systeme analysiert werden können. Von besonderem Interesse sind hier Systeme, die das Phänomen des ,,Alterns`` aufweisen. In Kollaboration mit Ben Arous und Gayrard ([4]) haben wir uns nunmehr dieser Problematik angenommen, wobei als erster Schritt das in der physikalischen Literatur als paradigmatisch angesehene Random-Energy Model (REM) betrachtet wurde. Die Schwierigkeiten, die hier auftreten, beruhen darauf, dass die in [1] gemachten Generizitätsannahmen an die Menge der metastabilen Zustände gewissermaßen in maximaler Weise verletzt sind. So sind nämlich die Austrittszeiten aus den einzelnen metastabilen Zuständen nicht wohlsepariert, sondern eine unendliche Zahl metastabiler Zustände koexistiert auf einer Zeitskala, und es gibt keine scharfe Trennung dieser Zustände vom Rest. Diese Tatsache ist nicht nur typisch, sondern geradezu kausal für das Altern. Ziel ist nun die analytische Kontrolle der effektiven Dynamik auf dieser Zustandsmenge. Dabei zeigt sich, dass in der Tat die in [1], [2] entwickelten Techniken die wesentlichen Voraussetzungen zur Lösung des Problems liefern.
Eine weitere relevante Fragestellung betrifft den Einfluss
von stochastischen Störungen auf
nichtautonome dynamische Systeme.
In einer ersten Arbeit ([5]) wurde ein System mit Pitchfork-Bifurkation
untersucht. Als interessanter Effekt ergibt sich hier die Reduktion der
so genannten
Bifurkationsverzögerung, die sich etwa
im Experiment störend auf
Messungen des Bifurka-
tionspunktes auswirkt.
Ein zweiter, derzeit in der physikalischen Literatur
viel diskutierter Effekt ist die so genannte
stochastische Synchronisation oder
stochastische Resonanz.
Hier betrachtet man periodisch getriebene dynamische
Systeme, bei denen aber ohne weitere Störung noch kein Wechsel des
Gleichgewichtszweiges stattfinden kann. Unter dem Einfluss
geeignet gewählter stochastischer Störungen kann es nun aber zu einer
Verstärkung der periodischen Störung kommen, die zu (periodischen)
Übergängen zwischen Gleichgewichten führt. Dieses Phänomen ist von
großer Relevanz etwa für die Analyse von Energiebilanzmodellen in der
Klimatologie. Eine Arbeit hierzu für den Fall eines periodisch modulierten
,,double-well``-Potentials ist fast abgeschlossen ([6]). Dabei
wurde wiederum der Zugang aus [5] gewählt, um das typische
pfadweise Verhalten des Prozesses zu kontrollieren. Bemerkenswert an diesen
Resultaten ist, dass im Gegensatz zu früheren (siehe etwa [7])
auch Rauschniveaus betrachtet werden können, die nicht so klein sind,
dass Methoden der ,,Großen Abweichungen`` greifen. Ebenso werden unnatürliche
Annahmen, wie die stückweise konstante Zeitabhängigkeit, vermieden.
Für die Zukunft verspricht diese Zugangsweise noch vielfältige,
auf Anwendungsprobleme zugeschnittene Resultate.
Projektliteratur:
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