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Simulation von dehnungsgesteuerten Phasenübergängen in Formgedächtnislegierungen

Bearbeiter: N. Bubner

Beschreibung der Forschungsarbeit:

Im vorliegenden Projekt wird an der Modellierung und Simulation von Phasenübergängen in
[4] Formgedächtnislegierungengif gearbeitet. In SMA gibt es zwei verschiedene stabile Gleichgewichtskonfigurationen des Metallgitters, die temperaturabhängig sind. Der Übergang zwischen diesen beiden Phasen, Austenit und Martensit, ist von 1. Ordnung.

Ausgangspunkt der Arbeit sind Messungen, die von Müller und seinen Mitarbeitern seit Jahren an der TU Berlin durchgeführt werden [1]. Sie führen last-, temperatur- und dehnungsgesteuerte Experimente von dünnen Stäben aus SMA durch. Bei hohen Temperaturen verhalten sich die Proben elastisch, bei niedrigen pseudo- oder quasiplastisch, d.h., es werden Hysteresiskurven gemessen. Bei dehnungsgesteuerten Experimenten beobachtet man außerdem, daß die Hysteresiskurven eine innere Struktur besitzen, u.a. können innere ,,Schleifen`` gemessen werden. Es gibt bisher kaum theoretisches Verständnis dieser sogenannten ,,inner loops``.

In diesem Projekt wird ein von Falk für lastgesteuerte Experimente entwickeltes Landau-Ginzburg-Modell [vgl. 2] auf ein dehnungsgesteuertes übertragen. Die Wohldefiniertheit dieses Modells wurde analog zu [2] gezeigt. Außerdem wurde das Kontrollproblem zur Steuerung der Phasenübergänge formuliert.

Das numerische Verfahren zur Simulation eines von Müller durchgeführten dehnungsgesteuerten Experiments [3], bestehend aus einem FE--Ansatz mit kubischen Splines für die Impulsbilanz, wobei die Nichtlinearitäten nach einer Idee von [4], und einem voll impliziten Verfahren für die Energiebilanz, in dem die Nichtlinearitäten explizit behandelt werden, wurde ausgetestet. Damit das Verfahren stabil läuft, ist aufgrund der enormen Unterschiede in den Größenordnungen der Koeffizienten (bis zu 18) eine Zeitschrittweite von bis zu sec notwendig. Echtzeitsimulationen von sec benötigen auf den neuesten Workstations des Instituts daher einige Tage bis einige Wochen, je nach Anzahl der finiten Elemente.

In den letzten 3 Monaten wurden Simulationen im Niedrigtemperaturbereich durchgeführt und folgende Resultate erzielt: Es gibt zum einen nicht nur qualitativ, sondern auch quantitativ gute Übereinstimmung mit den Messungen. Daraus können Schlüsse zur Bedeutung des Ginzburg--Terms als ,,verschmierte`` Grenzflächenenergie und über die Größe des Ginzburg--Parameters gezogen werden: Dieser muß groß genug gewählt werden, damit eine Hysteresiskurve erhalten wird. Bei zu kleinen Werten erhält man die Maxwell--Linie. Damit stimmt das Landau-Ginzburg-Modell mit dem Ansatz von [5] insofern überein, daß der Wert des Parameters für die Kohärenzenergie für die Größe der Hysteresis bestimmend ist. Ebenso können Beziehungen zu theoretischen Überlegungen von Rogers et al. [u.a. 6] hergestellt werden. In diesen Arbeiten wird ein neues Modell vorgestellt, welches als Spezialfälle zum einen den Landau--Ginzburg--Ansatz enthält, zum anderen dem Ansatz von [5] entspricht.

  

  

Weiterhin erhalten wir Zugang zur inneren Struktur der Hysteresiskurven. Die Simulationen stimmen größtenteils mit den Messungen (auch mit experimentellen Resultaten, die man im Ferromagnetismus erhält [3]) qualitativ überein.

In den Abbildungen gif und gif ist die numerisch berechnete innere Spannung am Rand eines SMA--Drahtes (Länge des Drahtes: 1 cm) gegenüber der Dehnung , die an diesem Rand von außen vorgegeben wird, aufgetragen. Die Abbildungen zeigen jeweils die ,,äußere`` Hysteresis mit zwei verschieden großen ,,inner loops``. Besonders bei dem größeren ,,inner loop`` (Abb.gif) wird die innere Struktur der Hysteresis sichtbar. Abbildung gif zeigt die gemessene Hysteresiskurve, mit der die physikalischen Parameter für die numerischen Simulationen geeicht wurden und die auch quantitativ gut mit den Simulationen übereinstimmt (Länge des Drahtes: 3.4 cm; um die Abbildungen vergleichen zu können, müssen wegen , A: Querschnitt des Stabes, die gemessenen Werte für die Kraft noch durch 4.5 dividiert werden). Abbildung gif zeigt typische Beispiele von inneren Loops.

Projektliteratur:

  1. Y. Huo, I. Müller, Nonequilibrium Thermodynamics of Pseudoelasticity, Cont. Mech. Thermodyn. 5 (1993) 163--204.
  2. J. Sprekels, S. Zheng, Global Solutions to the Equations of a Ginzburg--Landau Theory for structural Phase Transitions in Shape Memory Alloys, Physica D 39 (1989) 59--76.
  3. I. Müller, private communication.
  4. M. Niezgódka, J. Sprekels, Convergent numerical approximations of the thermomechanical phase transitions in shape memory alloys, Numer. Math. 58 (1991) 759--778.
  5. S. Fu, Y. Huo, I. Müller, Thermodynamics of pseudoelasticity -- an analytical approach, Acta Mech. 99 (1993) 1--19.
  6. T. Lin, R. Rogers, Computation of Phase Transitions Using Nonlocal Regularization,
    ICAM report 93--09--03, Virginia Polytechnic Insitute and State University, Blacksburg
    [3] (1993).



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BREMERO
Wed Apr 12 21:47:02 MDT 1995