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Kooperation: B. Sartorius, D. Hoffmann, H.-P. Nolting, O. Brox (Heinrich-Hertz-Institut für Nachrichtentechnik, Berlin), H.-J. Wünsche (Institut für Physik, Humboldt-Universität zu Berlin), V. Tronciu (Technische Universität Moldawien), L. Recke (Institut für Mathematik, Humboldt-Universität zu Berlin), H. Wenzel (Ferdinand-Braun-Institut für Höchstfrequenztechnik, Berlin)
Beschreibung der Forschungsarbeit:
Moderne optoelektronische Bauelemente, wie z. B. Mehrsektionslaser, Laser mit Rückkopplung oder periodischer Modulation, zeigen oft ein kompliziertes raum-zeitliches dynamisches Verhalten. Die Untersuchung von solchen nichtlinearen Effekten macht die Verwendung und Weiterentwicklung von Methoden der nichtlinearen Dynamik sowie die Entwicklung von speziellen numerischen Verfahren notwendig. Das bearbeitete Spektrum von Aufgabenstellungen reicht von der problemangepassten Modellierung über grundlegende analytische Eigenschaften der entsprechenden Modelle bis zur Entwicklung und Optimierung konkreter Bauelemente zur optischen Datenverarbeitung (hochfrequente Pulsationen und Schalteffekte, Signalregeneration) in Zusammenarbeit mit den Kooperationspartnern. Diese Technologie der rein optischen Datenverarbeitung soll in zukünftigen Datennetzen wesentlich höhere Übertragungsraten ermöglichen.
Mit dem Programmpaket LDSL-Tool steht mittlerweile eine Software zur Verfügung, mit der für eine große Klasse von kantenemittierenden Laser-Bauelementen Simulationen von Anfangswertaufgaben und die Berechnung von spektralen Eigenschaften des optischen Operators durchgeführt werden können ([3]). Dafür stehen inzwischen auch Algorithmen zur Berücksichtigung zusätzlicher physikalischer Effekte (z. B. nichtlineare Gain-Dispersion) und spezieller experimenteller Situationen (z. B. externe Anregung durch ein Datensignal) zur Verfügung.
Die Dynamik eines Halbleiterlasers wird in vielen Fällen durch ein System von Gleichungen der Form
beschrieben, wobei E für das komplexe elektrische Feld und n für die Ladungsträger stehen. Je nach der konkreten Situation kann dabei E ein endlichdimensionaler Vektor oder auch eine mehrkomponentige, räumlich aufgelöste Funktion sein. Im letzteren Fall ist der lineare Operator H(n) dann typischerweise ein hyperbolischer Differentialoperator, der die Wellenausbreitung, Lichtverstärkung und eine Brechung am Bragg-Gitter beschreibt. Die Ladungsträgerdichten n können dabei sowohl räumlich aufgelöst als auch gemittelt über die einzelnen Sektionen des Lasers betrachtet werden. Dem komplizierten Verhalten dieser Modelle liegen einerseits die nichtlineare Kopplung zwischen Ladungsträgerdichten und elektrischem Feld sowie andererseits die unterschiedlichen Zeitskalen in der Evolution von Elektronen und Photonen zugrunde.
Nichtlineare Gain-Dispersion (Bearbeiter: J. Sieber, M. Wolfrum, M. Radziunas).Um eine exaktere Übereinstimmung von Modellrechnungen und experimentellen Ergebnissen zu erzielen, wurde mit der nichtlinearen Polarisation des Materials ein weiterer physikalischer Effekt in das bekannte Travelling-Wave-Modell miteinbezogen, der zu einer nichtlinearen Gain-Dispersion führt. Dabei wird das Feld E neben den zwei Amplituden und für die vorwärts und rückwärts laufenden optischen Wellen noch durch zwei Amplituden P+(z,t) und P-(z,t) für die Polarisation beschrieben. Dies führt auf ein weiteres Paar von Gleichungen oder, äquivalent dazu, zu einem zeitlich nichtlokalen Term in der Gleichung für die optischen Amplituden.
Für das erweiterte Modell wurden Existenz und Eindeutigkeit der Lösung sowie die spektralen Eigenschaften des Feldoperators untersucht ([2], [6]).
Obwohl die Polarisation im vorliegenden Fall nur eine kleine Störung des Ausgangssystems bewirkt, konnte gezeigt werden, dass dadurch Änderungen in der Modenselektivität hervorgerufen werden, die unter bestimmten Bedingungen zu erheblichen Änderungen im Langzeitverhalten führen können ([2]). Simulationsrechnungen mit dem erweiterten Modell zeigen für praxisrelevante Situationen erhebliche Unterschiede der berechneten Pulsationsgebiete (s. Abb. 1).
Modenapproximationen als genäherte invariante Mannigfaltigkeiten (Bearbeiter: J. Sieber).
Bei der Untersuchung der Dynamik von Halbleiterlasern mit dispersiver Rückkopplung wird mit einer Hierarchie von Modellen gearbeitet. Darunter verstehen wir einerseits Systeme von partiellen und gewöhnlichen Differentialgleichungen, also unendlich-dimensionale dynamische Systeme, die zur Simulation und Optimierung von Bauelementen verwendet werden. Hierbei handelt es sich um numerische Untersuchungen über einen kleinen Zeithorizont. Zur Untersuchung spezieller nichtlinearer Effekte (z. B. Bifurkationsszenarios) werden niedrigdimensionale Systeme gewöhnlicher Differentialgleichungen verwendet, die einer Langzeit- sowie Bifurkationsanalyse leichter zugänglich sind.
Für diese Zwecke wurden von Physikern rein heuristisch die niedrigdimensionalen Modenapproximationen von (1) hergeleitet. Ein wichtiger Schritt zum Verständnis der verwendeten Modellhierarchie ist die mathematische Rechtfertigung dieser Modellreduktion.
Ein wesentlicher Fakt, der bei der Modellreduktion eine wichtige Rolle spielt, besteht darin, dass das optische Feld E und die Ladungsträgerdichte n auf unterschiedlichen Zeitskalen operieren, wobei n die langsame Variable ist. Unter diesem Gesichtspunkt kann System (1) als ein singulär gestörtes System betrachtet werden.
In [9] wird (1) als System gewöhnlicher Differentialgleichungen betrachtet. Es wird bewiesen, dass unter bestimmten Voraussetzungen über H(n) dieses System für kleine eine exponentiell attrahierende invariante Mannigfaltigkeit besitzt, die alle beschränkten Orbits enthält. Demnach kann mit einer geringen Anzahl von Moden von E die Dynamik präzise beschrieben werden. In der Arbeit werden Ein-Moden- und Zwei-Moden-Modelle mit einer einzigen optischen Frequenz analysiert. Insbesondere wird gezeigt, dass das Parametergebiet mit Selbstpulsationen relativ klein ist.
In [6] ist gezeigt worden, dass die klassischen Aussagen über die Existenz, Attraktivität und asymptotische Entwickelbarkeit invarianter Zentrumsmannigfaltigkeiten für Systeme gewöhnlicher Differentialgleichungen auch für die partielle Differentialgleichung (1) gelten. Wesentlicher Grund dafür sind die spektralen Eigenschaften des Operators H in (1).
In diesem Sinn sind die Modenmodelle eine Approximation erster Ordnung der Zentrumsmannigfaltigkeiten. Dieses Einbettungsresultat erlaubt es, sämtliche für die Modenapproximationen gewonnenen Erkenntnisse auf (1) zu übertragen, so lange sie robust gegenüber regulären Störungen sind (Aussagen über die Existenz von Selbstpulsationen, ihre dynamische Stabilität, stetige Abhängigkeit von Parametern, Synchronisationseigenschaften, generische Bifurkationsszenarios etc.) ([6]).
Bifurkationsanalyse der Zwei-Moden-Approximation (Bearbeiter: J. Sieber, D. Turaev).
In Simulationen von (1) tritt häufig
der Fall auf, dass zwei Moden von H mit sehr verschiedener Frequenz
nahezu gleich stark unterstützt werden (eine typische Eigenschaft von
DFB-Lasern). Nach Übergang zur Zwei-Moden-Approximation erhält man
ein fünfdimensionales System gewöhnlicher Differentialgleichungen.
Der große Frequenzunterschied bewirkt jedoch, dass die
Phasendifferenz zwischen den Moden so schnell rotiert, dass sie sich
in erster Ordnung herausmittelt. Nach dieser Mittelung kann, ausgehend
von den Ergebnissen über die Dynamik der Ein-Moden-Approximation
([1]), die Modenkonkurrenz oder -kooperation dynamisch
(d. h. nicht nur in der Nähe von stationären Zuständen) in einem
dreidimensionalen System analysiert
werden. Im Fall der Modenkooperation ist dabei ein in diesen Modellen
neuartiger Typ von stabiler raum-zeitlicher Dynamik gefunden worden:
ein langsames Hin- und Herdriften zwischen zweimodiger Schwebung und
einmodiger Selbstpulsation (siehe Abb. 2).
Erregbarkeit von Lasern mit passivem dispersivem Reflektor (Bearbeiter: K. R. Schneider, J. Sieber).
Im Rahmen der rein optischen Signalübertragung spielt neben dem Bauelement, das auf die Modulationsfrequenz einlockt, das so genannte Entscheiderelement eine grundlegende Rolle. Es hat die Aufgabe, für jedes eingehende Signal zu entscheiden, ob es ein Störsignal ist (Rauschen) oder ein Informationssignal darstellt.
Eine ähnliche Funktion besitzen die Neuronen. Ihre charakteristischen Eigenschaften sind:
Unser Ziel besteht darin, Erregbarkeit bei Halbleiterlasern mit dispersiver Rückkopplung nachzuweisen. Im ersten Schritt auf diesem Weg verwenden wir ein Ein-Moden-Modell, das einen Laser mit einer Lasersektion und einem passiven dispersiven Reflektor beschreibt. Die Modellgleichungen lauten
wobei n die Ladungsträgerdichte und p die Photonendichte in der Lasersektion beschreibt. J ist der an der Lasersektion angelegte Strom, die Funktion K(n) ist die Petermann-Funktion, die wie folgt dargestellt wird Der Parameter n0 beschreibt die Stelle, an der K(n) eine Resonanz besitzt. Die Applikation der Störungen (Reize) erfolgt über den Strom J in Form von Rechteck-Impulsen. Die folgenden Abbildungen zeigen, dass derartige Lasermodelle Erregbarkeit aufweisen. In Zukunft sollen die zugrunde liegenden Erregungsszenarios in Verbindung mit dem Phasenportrait untersucht werden.
Hochfrequente Selbstpulsationen, die mit einem eingestrahlten Datensignal synchronisieren, spielen eine zentrale Rolle bei der Taktrückgewinnung zur rein optischen Signalregeneration. In früheren Arbeiten ([5]) wurden in Zusammenarbeit mit dem Heinrich-Hertz-Institut 3-Sektions-Laser mit einer aktiven und zwei passiven Sektionen untersucht. Diese zeigen so genannte DQS-Pulsationen im Bereich von 5 bis 20 GHz und können mit einem externen Signal synchronisieren. Diese Pulsationen treten typischerweise nur in kleinen Gebieten im Parameterraum auf und bedürfen daher einer sorgfältigen Abstimmung.
In [4] wurden erstmals sowohl experimentelle als auch numerische Ergebnisse vorgestellt, bei denen Frequenzen von 40 - 100 GHz und deren Synchronisation gezeigt werden konnten. Dies wurde erreicht durch ein verändertes Design der Bauelemente, die hier aus zwei aktiven DFB-Sektionen und einer dazwischen liegenden passiven Phasensektion bestehen.
Es konnte gezeigt werden, dass diese Pulsationen auf einem grundlegend anderen Mechanismus beruhen und in großen Gebieten im Parameterraum auftreten. Anhand von Simulationsrechnungen konnten wesentliche Erkenntnisse zur Optimierung hinsichtlich von Modulationstiefe, Frequenz und Synchronisationsverhalten gewonnen werden.
Projektliteratur:
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