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Optimierungsprobleme mit zufälligen und nichtglatten Daten

Bearbeiter: R. Henrion , A. Möller  

Kooperation: W. Römisch (Humboldt-Universität (HU) zu Berlin), G. Wozny (Technische Universität (TU) Berlin), T. Szántai (Technische Universität Budapest)

Förderung: DFG-Schwerpunktprogramm ,,Echtzeitoptimierung großer Systeme``

Beschreibung der Forschungsarbeit:

1. Schwerpunkt der Arbeit ist die Fortführung des gemeinsam mit Prof. G. Wozny (TU Berlin) und Prof. W. Römisch (HU Berlin) geleiteten DFG-Projekts Optimierung integrierter Kolonnensysteme unter stochastischen Echtzeitbedingungen . Gegenstand des Projekts ist die Ermittlung einer energieminimalen Fahrweise von Destillationskolonnen  im kontinuierlichen Betrieb, die robust gegenüber wechselnden stochastischen Einflüssen auf den Prozeß ist. Die Abbildung zeigt das Schema einer Pilotanlage an der TU Berlin (energetisch gekoppelte Hoch- und Niederdruckkolonne). Der Zufluß Fin (in der Praxis aus vorgelagerten industriellen Prozessen) stellt den wesentlichen stochastischen Parameter mit den beiden Komponenten Fließgeschwindigkeit und Zusammensetzung dar, in dessen Unkenntnis die für einen bestimmten Planungshorizont optimale Steuerung der Anlage vorauszuberechnen ist.



 
Abb. 1: Fließbild der Versuchsanlage im Parallelbetrieb

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Als Konsequenz werden folgende Restriktionen des entstehenden Optimierungsmodells stochastisch: die Produktspezifikationen (Mindestreinheiten, in denen die Bestandteile des zu trennenden Gemisches am Kolonnenkopf bzw. im Sumpf vorliegen), die Feed-Tank-Restriktionen (Verhinderung des Voll- oder Leerlaufens des Tanks, siehe Abb.) sowie Zyklusrestriktionen (Vermeidung einer Optimierung  zulasten nachfolgender Planungszeiträume). Um zu behandelbaren Nebenbedingungen zu gelangen, wird im Sinne der angestrebten Robustheit der Fahrweise verlangt, daß die Restriktionen entsprechend der Zufallsverteilung des stochastischen Parameters mit einer vorgegebenen Mindestwahrscheinlichkeit einzuhalten sind (Wahrscheinlichkeitsrestriktionen) .

2. Im Mittelpunkt der Arbeit im Berichtszeitraum stand die Formulierung eines geeigneten konkreten Optimierungsmodells [1] sowie die numerische Behandlung von Wahrscheinlichkeitsrestriktionen . Letztere Frage wurde intensiv während des einmonatigen Gastaufenthaltes von Prof. T. Szántai in Berlin untersucht. Insbesondere wurden auf der Basis effektiver Methoden zur Berechnung von Werten von Verteilungsfunktionen (z. B. [7]) Varianten zur Einbeziehung zweiter Ableitungen der Restriktionsfunktionen analysiert. Hierdurch soll es gelingen, die Bearbeitung von Wahrscheinlichkeitsrestriktionen  aus dem bisher üblichen Rahmen von Verfahren erster Ordnung in den Kontext von SQP-Verfahren zu überführen. Eine konkrete Kopplung mit dem Programmsystem SNOPT [2] wird Gegenstand der weiteren Arbeit sein.

Die Benutzung von (stichproben-basierten) Schätzungen des zugrundeliegenden Wahrscheinlichkeitsmaßes bei der praktischen Umsetzung des oben skizzierten Problems wirft die Frage nach der Stabilität  von Lösungen und Optimalwerten in Optimierungsproblemen mit Wahrscheinlichkeitsrestriktionen bei kleinen Störungen des Maßes auf. Hierzu wurden in [3] verifizierbare Bedingungen an das Originalproblem bei Betrachtung allgemeinster Daten hergeleitet (insbesondere sind auch Nichtglattheiten  sowohl bei den Restriktionsfunktionen als auch bezüglich des Wahrscheinlichkeitsmaßes berücksichtigt). Für die praktisch relevante Klasse konvexer Probleme mit Wahrscheinlichkeitsrestriktionen , die durch r-konkave Maße induziert werden, konnten entsprechend konkretere Bedingungen sowohl für qualitative [4] als auch für quantitative Stabilität  [5] gefunden werden. Die erhaltenen Resultate werfen eine Reihe weiterer Fragen von theoretischem Interesse auf, z. B. unter welchen Bedingungen an die Dichten r- konkave Maße strenge Konvexitätseigenschaften besitzen, oder welche geometrische Struktur Wahrscheinlichkeitsrestriktionen  aufweist. Nichtglattheiten  von Eingangsdaten sind neben den betrachteten stochastischen Optimierungsproblemen (etwa in Gestalt der Verteilungsfunktion zu empirischen Maßen oder Maßen mit kompaktem Träger) auch in anderen Gebieten wie der semi-infiniten Optimierung  typisch. Untersuchungen hierzu wurden im Zusammenhang mit der Charakterisierung der metrischen Regularität von Ungleichungssystemen in [6] vorgenommen.

Projektliteratur:

  1.  H. ARELLANO GARCIA, R. HENRION, P. LI, A. MÖLLER, W. RÖMISCH, M. WENDT, G. WOZNY, A model for the online optimization of integrated distillation columns under stochastic constraints, Preprint Nr. 98-32 des DFG-Schwerpunktprogramms ,,Echtzeit-Optimierung großer Systeme``.
  2.  P. E. GILL, W. MURRAY, M. A. SAUNDERS, Large scale SQP methods and their application in trajectory optimization, in: Computational Optimal Control (R. Bulirsch, D. Kraft, Hrsg.), Birkhäuser, Basel, 1994, pp. 29-42.
  3.  R. HENRION, W. RÖMISCH, Metric regularity and quantitative stability in stochastic programs with probabilistic constraints, Math. Programming, 84 (1999), pp. 55-88.
  4.  R. HENRION, Qualitative stability of convex programs with probabilistic constraints, WIAS-Preprint Nr. 460, eingereicht bei: Proceedings 9th Belgian-French-German Conference on optimization, Namur, Belgien, 1998.
  5.  R. HENRION, W. RÖMISCH, Stability of solutions to chance constrained stochastic programs, WIAS-Preprint Nr. 397, eingereicht bei: Proceedings Parametric Optimization and Related Topics V, Tokio, Japan, 1997.
  6.  D. KLATTE, R. HENRION, Regularity and stability in nonlinear semi-infinite optimization, in: Semi-Infinite Programming (R. Reemtsen, J. Rückmann, Hrsg.), Kluwer, Dordrecht, 1998, pp. 69-102.
  7.  T. SZáNTAI, A. HABIB, On the k-out-of-r-from-n:F System with unequal element probabilities, in: New Trends in Mathematical Programming (F. Gianessi et al., Hrsg.), Kluwer, Dordrecht, 1998, pp. 289-303.



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7/30/1999