Kooperation: O. Biro (Technische Universität Graz), J. Sokolowski (Université de Nancy I)
Beschreibung der Forschungsarbeit:
Zur Rückbindung der wissenschaftlichen Arbeit an die Praxis wurde verstärkt
der Dialog mit der Industrie gesucht. Dazu diente die Präsentation des im
letzten Jahr mit Hilfe von Komponenten der pdelib (siehe
S. ) entwickelten Solvers
für die Simulation des Oberflächenhärtens auf der HANNOVER MESSE.
Erstes konkretes Ergebnis ist ein Antrag auf Förderung durch die
Stiftung Industrieforschung mit dem Thema ,,Optimierung des Härtens und
Umschmelzens mit Laser- und Elektronenstrahl``, an dem zwei Unternehmen aus
Sachsen als Pilotunternehmen beteiligt sind.
Die wissenschaftliche Arbeit konzentrierte sich im vergangenen Jahr auf drei Schwerpunkte:
Numerische Simulation der Oberflächenhärtung
Die Entwicklungsarbeit an dem Programm zur Oberflächenhärtung von Stahl wurde fortgesetzt. Die Beschreibung des zugrundeliegenden Modells sowie umfangreiche Simulationsrechnungen sind in [2] dokumentiert. Die folgende Abbildung zeigt die zeitliche Entwicklung der Temperatur und des Volumenanteils der einzelnen Phasen in einem Punkt im Bereich der Härtezone während einer Laserhärtung mit zusätzlicher Schwingung orthogonal zur Vorschubrichtung.
Eine Möglichkeit zur Verbreiterung der Härtespur bietet die Oszillation des Laserstrahls orthogonal zur Vorschubrichtung. Abbildung 2 zeigt die Resultate für zwei verschiedene Schwingungsformen mit gleicher Amplitude.
Numerische Verfahren für die 3D-Simulation der induktiven Erwärmung
Die physikalischen Effekte bei der induktiven Wärmebehandlung werden
mathematisch durch die
Maxwellschen Gleichungen, die Wärmeleitungsgleichung,
Materialgleichungen und der Aufgabenstellung angepaßte Rand- und Anfangswerte
beschrieben, wobei die
zeitliche Ableitung der
Verschiebungsstromdichte sowohl im Metall wie auch im umgebenden
Gebiet vernachlässigt werden kann. Eine wesentliche Reduzierung der
Dimension des Gleichungssystems läßt sich mit der Einführung von
vektoriellen und skalaren Potentialen erreichen, wobei die
Aufgabenstellung durch zusätzliche Terme für die Coulomb-Eichung und
daraus resultierende
weitere Randbedingungen zu ergänzen ist [1].
Die numerische Berechnung der elektromagnetischen Felder
erfordert im allgemeinen
die Lösung von zwei gekoppelten Wirbelstromproblemen (Induktor
, Werkstück
)
Im Berichtszeitraum wurden Arbeiten zur Modellierung, zur Gittergenerierung und zur Lösung der linearen Gleichungssysteme durchgeführt.
In Zusammenarbeit mit Herrn Dr. Biro (TU Graz) wurden geeignete zweidimensionale Modelle mit dem Programm FEM2D simuliert, um daran die Stromdichteverteilung im Induktor in Abhängigkeit von der Generatorfrequenz und der Permeabilität des Metalls zu studieren. Es zeigte sich dabei, daß bei den in der Praxis auftretenden Mittelfrequenzen und den zu erwartenden Werten für die Permeabilität im Eisen keine Vereinfachungen der Induktormodellierung möglich sind und das Induktorgebiet als Wirbelstromgebiet zu rechnen ist (Abb. 3).
Die numerischen Probleme an Grenzflächen zwischen hochpermeablem Eisen
und Luft () haben ihre Ursache in der
Grenzflächenbedingung
Bei den hier auftretenden speziellen Geometrien ist es notwendig, gegebene innere Materialgrenzen exakt widerzuspiegeln. Dafür wurde im Berichtszeitraum das 3D-Gittergenerierungsprogramm T3D auf der Basis paralleler Schichten entwickelt, das die Konstruktion von Gittern mit Delaunay-Eigenschaften gestattet.
Zur Erzeugung einer blocktridiagonalen Matrixstruktur für FEM-Matrizen werden Verfahren zur Reduktion der Bandbreite [3] benutzt. Diese Matrixstruktur läßt sich so in Untersysteme zerlegen, daß Eigenschaften der ursprünglichen Matrix auf diese vererbt werden. Für die entstandene Gleichungssystemstruktur wurde ein Verfahren entwickelt, welches die parallele Lösung von Untersystemen gestattet. Diese Methode soll für die Konstruktion hierarchischer Vorkonditionierer genutzt werden.
Optimierung von Wärmebehandlungen
In [4] wurden notwendige Optimalitätsbedingungen für die optimale Steuerung des Laserhärtens mit punktweisen Zustandsbeschränkungen hergeleitet. Die praktische Umsetzung soll im Rahmen des oben erwähnten Förderungsantrags ,,Optimierung des Härtens und Umschmelzens mit Laser- und Elektronenstrahl`` erfolgen.
Bei den zahlreichen Diskussionen während der HANNOVER MESSE hat sich die Aufgabenstellung, die optimale Form eines Induktors zu finden, als besonders praxisrelevant herausgestellt. Dieses Problem soll in [5] mit Methoden des Optimal Shape Design untersucht werden. Grundlage ist eine Vektorpotentialformulierung der Maxwellschen Gleichungen, gekoppelt mit der Energiebilanz und einer Differentialgleichung für die Evolution des Austenitanteils, der als Maß für die Güte der erreichten Induktorform verwendet wird. Ziel ist es, eine Induktorgeometrie zu finden, die eine gewünschte Austenitverteilung möglichst gut approximiert.
Projektliteratur: