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Subsections
Bearbeiter: I. Bremer
,
M. Hanke
,
K. R. Schneider
Kooperation: B. Hegner (BASF AG, Ludwigshafen),
G. Wozny (TU Berlin)
Beschreibung der Forschungsarbeit:
Die ökonomische Bedeutung der Batchdestillation, ihre mathematische
Modellierung sowie das Konzept zu ihrer optimalen Steuerung wurden in
den Forschungsberichten der beiden letzten Jahre dargestellt.
JFB 95
JFB 96
Im Mittelpunkt der Untersuchungen im Berichtszeitraum standen folgende
Fragen
- 1.
- Verbesserung der Schrittweitensteuerung,
- 2.
- Implementierung der internen Differentiation,
- 3.
- Verwendung stochastischer Verfahren (Simulated Annealing) zur
Ermittlung zulässiger Startlösungen für die Optimierung.
Im Berichtszeitraum wurde eine Variante der Black-Box-Optimierung
implementiert und an die BASF AG übergeben. Sie basiert auf der
Verwendung eines lokal konvergenten Optimierungsverfahrens (SQP). Bei
ihrem Einsatz treten folgende Probleme auf:
- 1.
- Die Berechnung zulässiger Steuerungen,
d. h. Steuerungen, die die Einhaltung aller Nebenbedingungen
(insbesondere auch Reinheits- und Sicherheitsbedingungen)
gewährleisten, kann sehr aufwendig sein.
- 2.
- Die Verwendung numerisch berechneter Gradienten wirkt sich
insbesondere in der Umgebung des zu berechnenden Optimums negativ
aus.
- 3.
- Die berechneten Optima sind lokal.
Um die in (ii) genannten Nachteile zu beseitigen, wurde
der Simulator der BASF um die Möglichkeit zur
Berechnung der analytischen Gradienten mittels interner
Differentiation ergänzt. Nach übereinstimmender Ansicht der
Projektpartner stellt eine erfolgreiche Lösung des in
(i) beschriebenen Problems einen wesentlichen Schritt
zur Lösung des Gesamtproblems dar.
Als alternative Möglichkeit zur Behandlung dieses Problems, aber auch
zur Überwindung der in (ii) und (iii)
genannten Probleme, wurden Untersuchungen zu stochastischen
Optimierungsmethoden vorgenommen, die auf der Methode des
,,Simulierten Annealing`` beruhen.
Hierzu müssen übliche Simulatoren für Batch-Prozesse nicht
verändert werden, da sie nur als Black-Box-Programm zur Berechnung von
Kostenfunktionalen benutzt werden. Die Erfahrungen mit Beispielen aus
der Literatur und realen Modellen sowie mit verschiedenen Simulatoren
zeigen, daß das Problem (i) damit zufriedenstellend
gelöst werden kann. Da das Verfahren ableitungsfrei ist, ist Problem
(ii) nicht relevant. Bei geeigneten Annealing-Strategien
konvergiert das Verfahren (in Wahrscheinlichkeit) gegen ein globales
Minimum. Allerdings ist die Konvergenz recht langsam. Daher soll die
geeignete Kopplung des stochastischen Verfahrens mit überlinear
konvergenten Verfahren weiter untersucht werden.
Im wesentlichen wird das dem Modell zugrundeliegende DAE-System
(1) um
die entsprechenden linearisierten Gleichungssysteme
(2) ergänzt und
synchron zum Ausgangssystem mitbehandelt, so daß sich (abgesehen von Rundungsfehlern)
der exakte analytische Gradient für die Ausdrücke,
die zur Berechnung des Zielfunktionals und der
Nebenbedingungen nötig sind, ergibt (siehe JFB
96
).
Der Effekt zeigt sich zum einen im verringerten CPU-Zeitaufwand für
die Berechnung von Funktional und Gradient, zum anderen in einem
wesentlich glatteren Verlauf und besserer Konvergenz des
SQP-Verfahrens (siehe Tabelle 1).
Gradient | Anzahl | Anz. Iter. f. |
Anz. Iter. f. | berechnetes |
CPU-Zeit |
| Simulationsl. | zul. Startwerte | Optimierung | Optimum
| |
analytisch | 10 | 3 | 6 | 2.6237 | 243.54 s |
numerisch | 33 + 20*6 | 3 | 17 | 2.5961 | 1430.01 s |
Tabelle:
Gegenüberstellung des Rechenzeitaufwandes für die Optimierung
des Anwenderbeispiels ,,m402`` mit numerischer bzw. analytischer Differentiation.
Bei der Verwendung der internen Differentiation sind folgende
technische Besonderheiten zu beachten:
- Zeitpunkte können nicht direkt als Parameter angegeben werden,
sondern nur über den Umweg der Zeittransformation des jeweiligen Intervalls.
- Um ein
konvergentes Verfahren zu erhalten, muß in der Nähe des Optimums die
Zeitdiskretisierung im Simulator konstant bleiben.
- Zustandsabhängige Definitionen der Länge von Zeitintervallen für
Zielfunktional und Nebenbedingungen müssen jeweils umformuliert werden
als ein
zusätzlicher Zeitparameter und eine zusätzliche Nebenbedingung für die
Optimierung, die den zu erreichenden Zustand beschreibt.
Projektliteratur:
- P. LI, G. WOZNY, Dynamische Optimierung
großer chemischer Prozesse mit Kollokationsverfahren am Beispiel
Batch-Destillation, Automatisierungstechnik, 45 (1997) 3, pp.
136-149.
- VL. KVASNICKA, J. POSPICHAL,
Simulated Annealing, Matcdy, 34 (1996), pp. 7-49.
- H.E. ROMEIJIN, R.L. SMITH, Simulated
Annealing for
constrained global optimization, J. Glob. Optim., 5 (1994), pp. 101-126.
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LaTeX typesetting by I. Bremer
1/18/1999