Beschreibung der Forschungsarbeit: Die Arbeit des Jahres 1997 am Kohn-Sham-System setzte die des Jahres 1996 konsequent fort. Insbesondere ging es darum, für das räumlich eindimensionale System, das Quantum-Wells - den in der Physik und Technik häufigsten Fall von dimensionsreduzierten Halbleiterstrukturen - beschreibt, Existenz- und Regularitätsaussagen herzuleiten (vgl. WIAS-Preprint No. 368, 1997), die denen der zwei- und dreidimensionalen Probleme mit Austausch-Korrelations-Potential entsprechen (vgl. WIAS-Preprint No. 339, 1997). Die Schwierigkeit lag hierbei darin, daß der Austausch-Korrelationsterm im räumlich eindimensionalen Fall nicht mehr durch eine stetige Abbildung von L1 nach L2 dargestellt werden kann, sondern die durch ihn definierten Potentiale nur noch als in L1 liegend angenommen werden können. Indessen erwies es sich, daß die L1-Potentiale im Sinne der Störungstheorie von Formen noch behandelt werden können, und daß die Birman-Solomyak-Techniken, welche Abschätzungen der Lösungen in Termen der Daten des Problems ermöglichen, noch anwendbar sind.
Ein zweiter Arbeitsschwerpunkt des Jahres 1997 lag in der Konzeption von Modellen, die auf eine Einbettung der quantenmechanischen Beschreibung der Nanostruktur in eine makroskopische Beschreibung der Umgebung hinzielen. Es handelt sich hierbei um ein äußerst kompliziertes Problem, das in den letzten Jahren in den Blickwinkel sowohl der Mathematik als auch Physik geriet und von einer befriedigenden Lösung noch sehr weit entfernt zu sein scheint (vgl. [2]). Wir streben bezüglich dieses Problems keine universelle Lösung im Sinne von First Principles an (vgl. dazu z. B. [4] und die dort zitierten Arbeiten in diese Richtung), sondern es soll ein phänomenologisches Modell erstellt werden, welches eine selbstkonsistente Kopplung des bewährten van Roosbroeck-Systems zur elektronischen Modellierung von Halbleitermikrostrukturen mit dem Kohn-Sham-System zur Beschreibung von Nanostrukturen darin, wie etwa eingebetteten Quantum-Wells oder -Wires, realisiert (vgl. [3]). Ausgangspunkt unserer Überlegungen war die Beobachtung (vgl. WIAS-Preprint No. 339, 1997), daß im Fall des bisher betrachteten Kohn-Sham-Systems mit selbstadjungiertem Hamiltonian nicht nur die quantenmechanische Stromdichte über der gesamten Nanostruktur verschwindet, sondern auf dem Rand der Struktur selbst die Normalenableitung der Teilchendichte. Im allgemeinen wird dadurch die Stromkontinuität verletzt, und die numerische Simulation mit so einfach aneinandergefügten van Roosbroeck- und Kohn-Sham-Systemen scheitert daran (vgl. hierzu z. B. die entsprechenden Versuche von P. Ellrodt [1]). Die Stromkontinuität wurde nun bei uns an die Spitze der Überlegungen gestellt: das Zusammenfügen der beiden Modelle sollte so geschehen, daß am Interface der verschieden modellierten Halbleitergebiete sowohl die mikroskopischen und makroskopischen Teilchendichten als auch die Normalkomponenten der entsprechenden Ströme stetig ineinander übergehen.
Ausgangspunkt war, zunächst im Fall eines nicht-selbstadjungierten Hamiltonian mit ausschließlich einfachen (normierten) Eigenelementen ,eine korrespondierende Definition von Teilchendichten und -strömen in der Nanostruktur durch gewichtete Summen:
Die Nl sind dabei wie im selbstadjungierten Fall reelle Besetzungsfaktoren, deren genaue Form noch geklärt werden muß. Versieht man einen Kohn-Sham-Hamiltonian mit der unsymmetrischen (!) Randbedingung(1) |
Projektliteratur: