Bearbeiter: O. Klein
Förderung: EU, HCM-Netzwerk ,,Phase Transitions and Surface Tension``
Beschreibung der Forschungsarbeit:
In diesem Projekt werden verschiedene Modelle für den Phasenübergang fest--flüssig betrachtet; insbesondere wird untersucht, wie man mit Hilfe von Näherungslösungen der Penrose-Fife Phasenfeldgleichungen Approximationslösungen für das Stefan-Problem gewinnen kann.
Das Stefan-Problem ist ein Ansatz zur Modellierung des fest--flüssig Phasenübergangs. In der Enthalpie--Formulierung des Stefan-Problems wird verlangt, daß
im distributionellen Sinne gilt und daß fast überall
ist. Dabei ist die absolute Temperatur, q der Wärmefluß und ein Ordnungsparameter, der in der festen Phase 0 und in der flüssigen Phase 1 ist. Die gegebene Funktion g repräsentiert Wärmequellen oder -senken, H ist der Heaviside-Graph, und die Schmelztemperatur ist, ebenso wie und L, eine positive Materialkonstante.
Penrose und Fife verwenden in [6] zur Modellierung von diffusionsgesteuerten Phasenübergängen einen Landau-Ginzburg-Ansatz für die freie Energie. Die sich dabei ergebenden Phasenfeldgleichungen lauten für einen nicht konservierten Ordnungsparameter in einem Spezialfall
Dabei sind und positive Konstanten, und ist der inverse Heaviside-Graph, d. h.
Betrachtet man dieses System genauer, so stellt man fest, daß es für äquivalent zur Enthalphie-Formulierung des Stefan-Problems (1)--(2) ist.
Colli und Sprekels untersuchen in [3,4] für einen Wärmefluß, der sich als Gradient der inversen Temperatur ergibt, d. h. für eine positive Materialkonstante , wie sich die Lösungen der Penrose-Fife Phasenfeldgleichungen (3)--(4) verhalten, wenn und gegen 0 gehen. Sie können zeigen, daß diese Lösungen gegen eine Lösung des Stefan-Problems (1)--(2) konvergieren, wenn man geeignete Rand- und Anfangsbedingungen betrachtet.
Weiterhin zeigten Colli und Sprekels, daß man, wenn nur einer der Parameter und gegen 0 geht, Konvergenz gegen die sogenannten relaxierten Stefan-Probleme erhält, wie sie z. B. (siehe [7]) zur Modellierung des Erstarrens mit der Berücksichtigung von Unterkühlung verwendet werden.
In diesem Projekt soll nun ein numerisches Verfahren zur Lösung des Stefan-Problems entwickelt werden, welches auf diesem Grenzübergang beruht. Weil die Lösungen der Penrose-Fife Gleichungen glatter sind als die Lösung des Stefan-Problems, hofft man so bessere numerische Resultate zu erzielen, als bei einer direkten Diskretisierung des Stefan-Problems.
Im Berichtszeitraum wurde (siehe {[5]) für die Penrose-Fife Phasenfeldgleichungen (3)--(4) ein Schema zur Semidiskretisierung in der Zeit formuliert, welches in drei Raumdimensionen konvergent ist. Außerdem wurde gezeigt, daß analoge Konvergenzaussagen zu denen in Colli-Sprekels [4] gelten, wenn man neben der Zeitschrittweite h auch noch und/oder gegen 0 gehen läßt. Unter Verwendung von Techniken aus [1] wurden Fehlerabschätzungen durchgeführt, die zeigen, daß der Fehler durch die zeitliche Diskretisierung von der Ordnung ist. Die Fehlerabschätzungen für das Schema liefern Abschätzungen für die Konvergenzrate der Lösungen der nicht diskreten Penrose-Fife Phasenfeldgleichungen gegen die Lösung des Stefan-Problems.
Im nächsten Jahr soll untersucht werden, ob und unter welchen Voraussetzungen man beweisen kann, daß der zeitliche Diskretisierungsfehler von der Ordnung h ist. Dabei sollen auch Techniken aus [2] verwendet werden.
Hauptziel der Arbeit im nächsten Jahr ist es, aufbauend auf der Semidiskretisierung in Zusammenarbeit mit der Forschungsgruppe 3 ein numerisches Verfahren zu entwickeln und zu implementieren. Mit diesem sollen zunächst die Penrose-Fife Phasenfeldgleichungen und später das Stefan-Problem und die relaxierten Stefan-Probleme näherungsweise gelöst werden. Dabei soll mit Orginaldaten gerechnet werden, um realistisches Materialverhalten zu simulieren.
Projektliteratur: