Bearbeiter: H. Gajewski, K. Zacharias
Beschreibung der Forschungsarbeit:
Für die Chemotaxis als orientierte Wanderung von Organismen unter dem Einfluß chemischer Substanzen ist von Keller und Segel ein mathematisches Modell vorgeschlagen worden, das im einfachsten Falle auf ein Reaktions-Diffusionssystem der folgenden Bauart führt:
Sei 
 die Populationsdichte, 
 die Dichte des
chemotaktischen Agens, dann gilt für 
 
(
 die Zeit, 
 der Ortsvektor)

in 
, wobei 
 ein beschränktes,
stückweise glatt berandetes Gebiet der Ebene ist. Auf dem Rand
 von 
 werden homogene Neumann-Bedingungen vorgeschrieben, für
 seien Anfangswerte 
 vorgegeben;  
, 
, 
, 
 sind positive
Konstanten. Mathematische Schwierigkeiten ergeben sich dadurch, daß
in dem System neben der i. a. stabilisierenden Diffusion eine Driftbewegung
entgegen einem Konzentrationsgradienten, d. h. eine Art negativer 
(destabilisierender) Diffusion wirkt. In der Tat kann man Anfangswerte 
konstruieren, für die das System ,,blow-up ``zeigt. Zeitlich globale 
Lösungen für das Chemotaxissystem sind also nur unter speziellen 
Bedingungen zu erwarten.
Das Schlüsselergebnis unserer Untersuchungen ist die Erkenntnis, daß das System (1) die Lyapunov-Funktion

besitzt. Diese Funktion fällt entlang Lösungen mit wachsender Zeit und bleibt nach unten beschränkt, sofern die Bedingung

erfüllt ist,
wobei 
 der minimale Innenwinkel zwischen den 
bildenden glatten Randkurven ist. (Numerische Experimente deuten darauf
hin, daß die angegebene Schranke scharf ist.) In diesem Falle existieren
globale Lösungen, und ihr asymptotisches Verhalten kann wie folgt 
charakterisiert werden:
Mit den

genügenden räumlichen Mittelwerten

bilde man

Dann existiert eine Folge 
 und Funktionen 
, so daß

und der asymptotische Zustand 
 genügt mit 
 

Offenbar hat die nichtlineare Gleichung (2) die triviale Lösung
. Man kann jedoch Anfangsbedingungen 
 angeben, für die der zugehörige asymptotische Zustand 
nichttrivial ist.
Projektliteratur: