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Modelling and simulation
of power devices for
high-voltage integrated circuits
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S C H L U S S B E R I C H T
Rolf Hünlich, Günter Albinus, Herbert Gajewski,
Annegret Glitzky, Jens A. Griepentrog, Wilfried Röpke
Weierstraß-Institut für Angewandte Analysis und
Stochastik
Mohrenstraße 39, D-10117 Berlin
13. Dezember 2000
Das diesem Bericht zugrundeliegende Vorhaben wurde
mit Mitteln
des Bundesministeriums für Bildung und Forschung unter dem
Förderkennzeichen 03HU7FV1/0 gefördert. Die Verantwortung
für den Inhalt dieser Veröffentlichung liegt bei den Autoren.
Zusammenfassung
Beim Entwurf von hochsperrenden Bauelementen für Schaltkreise der
Leistungselektronik haben sich Technologie- und Bauelementesimulation
als wichtige Hilfsmittel erwiesen. Die technologische Weiterentwicklung
erfordert ein Überdenken der zugrunde liegenden
Modellgleichungen, eine verstärkte mathematische Behandlung der
Modellprobleme und vor allem eine ständige Weiterentwicklung der
Simulationsprogramme. Hauptziel des Vorhabens war die Erweiterung
des Bauelementesimulators WIAS-TeSCA durch eine
thermodynamisch fundierte Kopplung des
Drift-Diffusionsmodells mit der Wärmeleitungsgleichung, da thermische
und thermoelektrische Effekte in Leistungsbauelementen von Bedeutung
sind. Industrieller Verbundpartner ist die Firma
alpha microelectronics gmbh Frankfurt (Oder). Diese Firma
entwickelt kundenspezifische Schaltkreise für Hochspannungsanwendungen.
Transistoren aus solchen Schaltkreisen dienten als Testobjekte für
unsere Entwicklungsarbeiten. Nach Abschluss des Vorhabens hat
WIAS-TeSCA einen solchen Stand erreicht, dass verschiedene
Hochspannungs-Transistoren effektiv simuliert werden können. Derartige
Simulationen haben
die Entwicklungsarbeiten der Firma erfolgreich unterstützt.
Eine weitere Zielstellung bestand in der Fortführung der mathematischen
Analyse der Modellgleichungen. Sowohl für eine Variante
des in WIAS-TeSCA implementierten thermodynamischen
Energiemodells als auch für Paardiffusionsmodelle, die für die
Halbleitertechnologie relevant sind, wurden neue Resultate erzielt.
Dabei musste die Tatsache berücksichtigt werden, dass es sich hier
durchweg um Aufgaben mit nichtglatten Daten handelt.
1. Aufgabenstellung
Beim Entwurf von hochsperrenden Bauelementen für Schaltkreise der
Leistungselektronik haben sich Technologie- und Bauelementesimulation
als wichtige Hilfsmittel erwiesen. Der Einsatz neuer Wirkprinzipien,
neuer Materialien oder neuer technologischer Verfahren
erfordert das Aktualisieren der zugrunde liegenden
Modellgleichungen, eine verstärkte mathematische Behandlung der
Modellprobleme und vor allem eine ständige Weiterentwicklung der
eingesetzten
Simulationsprogramme. Hauptziel des Vorhabens war die Erweiterung
des am WIAS entwickelten Bauelementesimulators
WIAS-TeSCA
durch eine
thermodynamisch fundierte Kopplung des
Drift-Diffusionsmodells mit der Wärmeleitungsgleichung, da thermische
und thermoelektrische Effekte in Leistungsbauelementen von Bedeutung
sind.
Industrieller Verbundpartner war die Firma
alpha microelectronics gmbh Frankfurt (Oder). Diese Firma
entwickelt kundenspezifische Schaltkreise für Hochspannungsanwendungen.
Einzelne Bauelemente aus solchen Schaltkreisen dienten als Testobjekte für
unsere Entwicklungsarbeiten an WIAS-TeSCA.
Aus der grundsätzlichen Zielstellung leiteten sich weitere
Aufgaben ab. Erstens mussten Modellgleichungen gefunden
und so aufgearbeitet werden, dass sich mathematisch korrekte
Problemstellungen ergeben. Hier wurde angestrebt, ein thermodynamisches
Energiemodell zu finden, das wesentliche Eigenschaften von
Halbleitermaterialien widerspiegelt.
Zweitens ging es um die
mathematische Analyse der Modellgleichungen, die der
Bauelemente- oder Technologiesimulation zugrunde liegen. Prinzipiell
handelt es sich hierbei um ein System von nichtlinearen
partiellen Differentialgleichungen zur Beschreibung des
Stoff-, Ladungs- und Energietransports in heterogenen Strukturen.
Hier wurde angestrebt, neue Aussagen zu qualitativen
Eigenschaften dieses Gleichungssystems zu gewinnen.
2. Ablauf des Vorhabens
Bezüglich der Weiterentwicklung und des Einsatzes
des Bauelementesimulators
WIAS-TeSCA wurde an folgenden Teilaufgaben gearbeitet:
-
Untersuchungen zur physikalischen und mathematischen Modellierung,
-
Implementierung der Wärmeleitungsgleichung in das Programmsystem,
-
Test an einfachen Strukturen,
-
Erarbeitung von Aussagen zur Gültigkeit und
Verbesserung der Modelle,
-
Berechnung von Kennlinien für verschiedene,
von der Partnerfirma
entwickelte Bauelementestrukturen, Vergleich mit experimentellen
Daten,
-
Aussagen zum Durchbruchverhalten der Bauelemente,
-
Aussagen zur Auswirkung thermischer und thermoelektrischer Effekte.
Die Bearbeitung dieser Aufgaben erstreckte sich
mit unterschiedlicher Wichtung über die gesamte
Laufzeit des Projektes, wobei aktuelle Fragestellungen der
Partnerfirma vorrangig behandelt worden sind.
Auch die analytischen Untersuchungen zu den Gleichungssystemen
aus der Bauelemente- bzw. Technologiemodellierung wurden
kontinuierlich vorangetrieben. Die Ergebnisse fanden
ihren Niederschlag in einer
inzwischen abgeschlossenen Dissertation sowie in einigen
Veröffentlichungen (vgl. Abschn. 6).
3. Zusammenarbeit mit anderen Stellen
Zwischen den Bearbeitern des Projekts und den Kollegen
W. Pfau, J. Knopke, R. Rothe der Firma alpha microelectronics gmbh
fanden regelmäßige Arbeitstreffen statt, in denen Fragen, die
für beide Seiten von Interesse waren, erörtert wurden. In Fragen
zur Halbleiterphysik war B. Heinemann, Institut für Halbleiterphysik
Frankfurt (Oder) GmbH, ein wichtiger Kooperationspartner.
Diskussionspartner zu mathematischen Fragestellungen waren K. Gröger,
L. Recke, Humboldt-Universität zu Berlin, und W. Merz, Technische
Universität München.
4. Darstellung der erzielten Ergebnisse
Die erzielten Ergebnisse werden in den folgenden Darstellungen
ausführlich beschrieben.
- 1.
- W. Röpke, R. Hünlich, H. Gajewski
Simulation von Leistungstransistoren mit WIAS-TeSCA
In diesem Beitrag wird darauf eingegangen, in welchen Punkten
der Bauelementesimulator WIAS-TeSCA weiterentwickelt werden
musste, um verschiedene Leistungstransistoren aus den Schaltkreisen
des Verbundpartners erfolgreich simulieren zu können.
Nach Abschluss des Vorhabens hat
WIAS-TeSCA nun einen solchen Stand erreicht, dass
dies in effektiver Weise möglich ist.
An einigen Beispielen wird gezeigt, wie
Simulationen
die Entwicklungsarbeiten der Firma erfolgreich unterstützt haben.
Da hier firmenspezifische Dinge
eine Rolle spielen, ist dieser Teil des Berichts vertraulich
zu behandeln.
- 2.
- R. Hünlich, G. Albinus, H. Gajewski,
A. Glitzky, W. Röpke, J. Knopke
Modelling and simulation of power devices
for high-voltage
integrated circuits
Dies ist eine zusammenfassende Darstellung, die als Veröffentlichung
der Ergebnisse des Vorhabens geplant ist. Am Beispiel eines für den
Verbundpartner
relevanten Leistungstransistors wird gezeigt, wie der weiterentwickelte
Bauelementesimulator WIAS-TeSCA eingesetzt worden ist, um
den Transistor zu optimieren. Darüberhinaus wird kurz auf die
Modellgleichungen eingegangen, die
einer Bauelemente- bzw. Technologiesimulation zugrunde liegen
(thermodynamisches Energiemodell bzw.
Paardiffusionsmodell). Ergebnisse zur analytischen
Behandlung dieser Gleichungen werden zitiert.
- 3.
- G. Albinus, H. Gajewski, R. Hünlich
Thermodynamic design of energy models of semiconductor devices
Grundlage für die Weiterentwicklung von WIAS-TeSCA war
die Bereitstellung eines thermodynamisch fundierten Energiemodells.
Hier ist es gelungen, ausgehend von einem Ansatz für die Dichte
der freien Energie, ein System von Evolutionsgleichungen für
verschiedene Varianten von Energiemodellen aufzustellen, die
insbesondere Boltzmann- oder Fermi-Dirac-Statistik, nichtparabolische
Bandstrukturen, die Kinetik tiefer Störstellen,
unterschiedliche Ladungsträgertemperaturen sowie die Einbindung der
nichtlokalen elektrostatischen Wechselwirkung umfassen. Diese Modelle
genügen den Hauptsätzen der Thermodynamik in ihrer differentiellen
bzw. integralen Form. Bei der Implementierung in WIAS-TeSCA
wurde darauf geachtet, die Zeit- und Ortsdiskretisierungen so
vorzunehmen, dass die diskreten Gleichungen ebenfalls den
Hauptsätzen der Thermodynamik genügen.
- 4.
- J. A. Griepentrog
Anwendung des Satzes über Implizite Funktionen
auf ein Energiemodell
Dieser Beitrag stellt Resultate der mathematischen Analyse eines
vereinfachten stationären Energiemodells zusammen. Hierbei handelt
es sich um ein System von nichtlinearen elliptischen
Differentialgleichungen mit nichtglatten Daten. Zur Behandlung dieser
Aufgabe (im dreidimensionalen Fall) mußte die Regularitätstheorie
für lineare elliptische Differentialgleichungen mit nichtglatten
Daten weiterentwickelt werden, was u.a. Gegenstand der
Dissertation
des Autors war. Es zeigt sich, dass in einer geeigneten Skala
von Sobolev-Campanato-Räumen der Satz über Implizite Funktionen
angewendet werden kann, um die eindeutige Lösbarkeit der nichtlinearen
Aufgabe in einer Umgebung des thermodyamischen Gleichgewichts
nachzuweisen.
- 5.
- A. Glitzky, R. Hünlich
Global properties of pair diffusion models
Um technologische Prozesse bei der Herstellung von
Bauelementen simulieren zu können, braucht man Modelle für die
Umverteilung der Dotanden bei einer Hochtemperaturbelastung der
Trägerscheibe.
Gegenwärtig werden verschiedene Paardiffusionsmodelle diskutiert, die insbesondere
auch die Kinetik von Punktdefekten einschließen.
Entsprechende Modellgleichungen bestehen im isothermen Fall aus
Reaktions-Drift-Diffusionsgleichungen
für mobile Teilchen, Reaktionsgleichungen für immobile Teilchen sowie
einer nichtlinearen Poissongleichung, die wiederum in Heterostrukturen
zu betrachten sind.
Für dieses Gleichungssystem
werden eine Reihe wichtiger qualitativer Eigenschaften bewiesen.
Ausgehend von Abschätzungen für die freie Energie, die mit Methoden der konvexen
Analysis gewonnen werden, lassen sich mit Moser-Iteration globale
Schranken nachweisen.
Abschließend werden Aussagen zum asymptotischen Verhalten
begründet.
5. Verwertbarkeit der Ergebnisse
Das im Verlaufe des Vorhabens weiterentwickelte Simulationsprogramm
WIAS-TeSCA steht allen Nutzern, die die neue Version erhalten,
zur Verfügung. Die Einbeziehung der Wärmeleitungsgleichung ist nicht
nur für die Leistungselektronik von Bedeutung, sondern auch für
andere Gebiete der Mikro-, Nano- und
Optoelektronik (siehe z. B.
hier).
Bezüglich der mathematischen Untersuchung der hier betrachteten
Systeme von nichtlinearen partiellen Differentialgleichungen
mit nichtglatten Daten wurden neue Ergebnisse
erzielt und veröffentlicht, die Ausgangspunkt für die
Bearbeitung weitergehender Fragestellungen sein werden.
6. Publikationen
Publikationen in Zeitschriften, Sammelwerken:
- 1.
- G. Albinus, Remarks on the convex analysis of the energy model
of semiconductor devices, Lecture Notes in Computational Science
and Engineering 8 (1999), 375-385.
- 2.
- G. Albinus, H. Gajewski,
R. Hünlich, Thermodynamic design of
energy models of semiconductor
devices, Nonlinearity (eingereicht),
WIAS
Preprint 573, Berlin, 2000.
- 3.
- A. Glitzky, R. Hünlich, Global properties of
pair diffusion models, Adv. Math. Sci. Appl. (angenommen),
WIAS
Preprint 587, Berlin, 2000.
- 4.
- J. A. Griepentrog,
An application of the Implicit Function Theorem
to an energy model of the semiconductor theory,
Z. Angew. Math. Mech. 79 (1999), 43-51,
WIAS
Preprint 333, Berlin, 1997.
- 5.
- J. A. Griepentrog, L. Recke,
Linear elliptic
boundary value problems with non-smooth data:
Normal solvability on Sobolev-Campanato spaces, Math. Nachr.
(angenommen),
WIAS
Preprint 446, Berlin, 1998.
- 6.
- R. Hünlich, G. Albinus, H. Gajewski,
A. Glitzky, W. Röpke, J. Knopke,
Modelling and simulation of power devices
for high-voltage
integrated circuits (eingereicht),
WIAS
Preprint 578, Berlin, 2000.
- 7.
- R. Hünlich, A. Glitzky,
On energy estimates for electro-diffusion equations
arising in semiconductor technology, Research Notes in Mathematics
406 (2000), 158-174,
WIAS
Preprint 429, Berlin, 1998.
- 8.
- W. Merz, A. Glitzky,
R. Hünlich, K. Pulverer, Strong solutions for
pair diffusion models in homogeneous semiconductors,
Nonlinear Anal. (angenommen),
SFB-438
Preprint 9921, München, Augsburg, 1999.
Konferenzbeiträge:
- 1.
- G. Albinus,
Convex analysis of the energy model of semiconductor devices,
International FORTWIHR Conference 1998, Siemens München-Perlach,
18. 3. 1998.
- 2.
- A. Glitzky,
Electro-reaction-diffusion systems in heterostructures,
International Congress of
Mathematicians, Berlin, 19. 8. 1998.
- 3.
- R. Hünlich,
On energy estimates for electro-diffusion equations arising in
semiconductor technology,
Conference ,,Partial Differential Equations. Theory and Numerical
Solutions``, Prag, 14. 8. 1998.
- 4.
- R. Hünlich, A. Glitzky, W. Röpke,
Modelling and simulation in the technology of power devices,
Poster, International Congress of Mathematicians, Berlin, 19. 8. 1998.
Diplomarbeiten,
Doktorarbeiten, Habilitationsschriften:
- 1.
- J. A. Griepentrog, Zur Regularität
linearer elliptischer und parabolischer
Randwertprobleme
mit nichtglatten Daten, Dissertation,
Humboldt-Universität zu Berlin, 2000,
LOGOS-Verlag Berlin.
Poster:
- 1.
- R. Hünlich, G. Albinus, A. Glitzky, J. Griepentrog,
W. Röpke,
Modellierung und Simulation von hochsperrenden Bauelementen für
Schaltkreise der Leistungselektronik,
Poster,
Statusseminar im
BMBF-Mathematikprogramm, Heidelberg, 29.-31. 10. 1997.
- 2.
- R. Hünlich, W. Röpke, A. Glitzky,
Modelling and simulation of power devices for high-voltage
integrated circiuts,
Poster,
Statusseminar im
BMBF-Mathematikprogramm, Erlangen, 17.-19. 2. 1999.
- 3.
- R. Hünlich, G. Albinus, H. Gajewski, A. Glitzky,
J. A. Griepentrog, W. Röpke,
Modelling and simulation of power devices for high-voltage
integrated circiuts,
Poster,
Statusseminar im
BMBF-Mathematikprogramm, Frankfurt am Main, 11.-12. 12. 2000.
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