Gekoppelte Simulation von Partikelpopulationen in turbulenten Strömungen
Teilprojekt: Turbulente Strömungen
Gefördert durch: Bundesministerium für Bildung und Forschung Förderungszeitraum: 01.07.2007-31.05.2010 Bearbeiter: Carina Suciu |
Industriepartner:
Gesamtziel:
Das vorgelegte Projekt verfolgt das Ziel, neue mathematische
Methoden zur Simulation von chemischen Produktionsprozessen zu entwickeln,
in denen eine Partikelpopulation auftritt, deren Zustand durch Eigenschaftsverteilungen
als Funktion der Zeit, der Raumkoordinaten des Prozesses und den Eigenschaftskoordinaten
der Partikel charakterisiert ist. Das Verhalten derartiger Prozesse wird durch
gekoppelte Systeme, bestehend aus der Populationsbilanz für die Partikel und
den Bilanzgleichungen für Masse, Energie und Impuls (turbulentes Strömungsfeld)
der kontinuierlichen Phase, in welche die Partikel eingebettet sind, beschrieben.
Aus mathematischer Sicht liegen gekoppelten Systeme von partiellen Integro-Differentialgleichungen
vor. Die Modellierung und die Lösung dieser gekoppelten Systeme
bildet für die Mathematik eine große Herausforderung, der sich die Projektpartner stellen wollen. Die zu entwickelnden neuen mathematischen Lösungsmethoden
sollen implementiert und zur Entwickelung eines effizientes und akkuraten Prototypen-Simulators
für gekoppelte Populationsbilanzen in turbulenten Strömungsfeldern genutzt werden.
Dieser Simulator soll zur Analyse und Führung eines konkreten industriellen
Kristallisationsprozesses, der Gewinnung von hochreinem Harnstoff mittels
Kühlungskristallisation, beim Industriepartner (BASF AG) eingesetzt werden.
Um ein hohe Prädiktionsgenauigkeit und Realitätsnähe der Simulation zu
erreichen, ist es unabdingbar, die unterlagerten physikalischen-chemischen
Grundphänomene des betrachten Kristallisationsprozesses in maßgeschneiderten
Laborexperimenten separat zu vermessen und hinsichtlich ihrer kinetischen Gesetzmäßigkeiten
sorgfältig zu modellieren. Die Integration der so gewonnenen Kinetiken in den
gekoppelten Simulator liefert Voraussagen, die mit den Messdaten des industriellen
Produktionsprozesses zu vergleichen sind (experimentelle Validierung). Partikel erzeugende Prozesse, wie z.B. die Kristallisation, haben für
die chemische, die pharmazeutische und die biotechnologische Industrie eine sehr große
wirtschaftliche Bedeutung. Bereits heute werden ca. 60% aller Produkte in der chemischen
Industrie als Feststoffprodukte hergestellt. Der Anteil disperser Stoffsysteme wird in der
Produktion zukünftig weiter zunehmen, wobei der Trend in den hoch entwickelten
Industrieländern von Massenprodukten hin zu Spezialprodukten geht. Die Projektpartner
streben daher an, ausgehend von der Methodenentwicklung für das konkrete Praxisproblem,
die spätere Übertragung der entwickelten Methoden und Werkzeuge auf andere
Partikelprozesse, die der Kristallisation artverwandt sind, wie z.B. Partikelfällungs-
oder Emulgierprozesse, vorzubereiten. Zusammengefasst handelt es sich bei dem hier skizzierten Projekt um
ein Verbundvorhaben, in dem neue Methoden der angewandten Mathematik entwickelt
und zur modellgestützten Analyse und Führung eines konkreten
industriellen Beispielprozesses angewendet werden sollen. Zur Bearbeitung des
Projekts ist eine enge Kooperation zwischen mathematischen und ingenieurwissenschaftlichen
Arbeitsgruppen sowie mit dem Industriepartner erforderlich.
Institut für Analysis und Numerik
Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg
Fachgruppe Wissenschaftlisches Rechnen
MPI für Mathematik in der Naturwissenschaften, Leipzig
Institut für Automatisierungstechnik
Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg
Institut für Verfahrenstechnik
Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg