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Feldtheoretische Simulation von passiven Mikrowellenbauelementen

Bearbeiter: G. Hebermehl, R. Schlundt

Kooperation: W. Heinrich, J. Gerdes, H. Zscheile (Ferdinand--Braun--Institut für Höchstfrequenztechnik (FHB)

Beschreibung der Forschungsarbeit:

Der Entwurf monolithisch integrierter Mikrowellenschaltungstechnik (MMIC) erfordert die Entwicklung und Nutzung zuverlässiger Simulationswerkzeuge, um zeit-- und kostenaufwendige technologische Entwicklungszyklen zu vermeiden. Der Einsatz von Schaltungen im GHz--Bereich (1 -- 100 GHz) erfolgt u.a. in mobilen Kommunikationssystemen.
Die Entwicklung geeigneter Ersatzschaltbilder für den Schaltungsentwurf erfolgt im FBH rechnergestützt durch elektromagnetische Feldsimulation. Innerhalb eines dreidimensionalen Gebietes sind die Maxwellschen Gleichungen (Randwertproblem) zu lösen. Als elektrische Zuführung für dieses Gebiet werden längshomogene Wellenleiter verwendet, deren Beschreibung mit Hilfe eines Exponentialansatzes auf ein zweidimensionales Problem reduziert wird.
Die aufwendigen Teile der Simulation bestehen in der Bestimmung von Eigenwerten und --vektoren für ein zweidimensionales Gebiet und in der Lösung von Gleichungssystemen in einem dreidimensionalen Raum. Die Ergebnisse bestehen letztendlich aus einigen Zahlen (Streumatrix), die dem Elektrotechniker als charakteristische Größen von Ersatzschaltbildern dienen und eine Basis für den Entwurf von Schaltungen bilden.
Für die Simulation werden am FBH Tools verwendet, die auf einer Finite--Volumen--Methode (in der Ingenieursprache FDFD, Finite--Difference Method in Frequency Domain) basieren und auf Programmen aufbauen, die an der TH Darmstadt entwickelt wurden.
Die Lösung eines Problems mit diesen Tools auf einer modernen Alpha--Workstation kann für die Eigenwertaufgabe Tage und für die Gleichungssysteme bis zu einer Woche in Anspruch nehmen.
Das sind unakzeptable Antwortzeiten, wenn noch berücksichtigt wird, daß für jede Rechnung ein umfangreicher Ausgangsdatensatz fehlerfrei bereitgestellt werden muß. Außerdem besteht der Wunsch, kompliziertere Schaltungen zu berechnen und zur Erreichung höherer Genauigkeiten mit feinerer Diskretisierung zu arbeiten, so daß Eigenwertprobleme und Gleichungssysteme höherer Ordnung (bisher maximal 7000 Gleichungen für das Eigenwertproblem und ca. Gleichungen für das lineare Gleichungssystem) zu behandeln sind. Neben dem Rechenzeitbedarf steht Rechnungen mit höheren Dimensionen vor allem der begrenzte Speicherplatz (Alpha--Workstation, 512 MByte) im Wege. Langfristig soll das Problem durch Parallelisierung in Kombination mit adaptiven Multilevel--Verfahren gelöst werden.
Um kurzfristig Abhilfe zu schaffen, wurde zunächst an einer Verbesserung der rechenintensiven Teile des Verfahrens für Workstations gearbeitet.
(1) Eigenwertproblem
Es handelt sich um ein Eigenwertproblem mit nichtsymmetrischer, schwach besetzter Matrix, die in der ursprünglichen Programm--Version als voll besetzte Matrix abgespeichert ist. Es werden alle Eigenwerte berechnet und aus diesen ausgewählte zugehörige Ausbreitungskonstanten bestimmt.
Für die zunächst interessierenden reellen Ausbreitungskonstanten wurde ein Weg gefunden, der es gestattet, die gewünschte Untermenge von Ausbreitungskonstanten mit dem Arnoldi--Verfahren zu berechnen. Die Rechenzeit konnte dadurch um den Faktor 30 gesenkt werden.
Die Berechnung der Eigenwerte und --vektoren gelingt für das vorliegende Eigenwertproblem nur im 'invert mode', d.h., in jedem Iterationsschritt ist ein lineares Gleichungssystem (LU-Dekomposition zu Beginn der Iteration, Vorwärts-- und Rückwärtseinsetzen in jedem Iterationsschritt) zu lösen. Durch den Übergang zur Sparse--Matrix--Technik im direkten Verfahren zur Lösung linearer Gleichungssysteme konnte eine wesentliche Speicherplatzreduzierung erreicht werden, so daß am FBH jetzt Aufgaben höherer Dimension gerechnet werden können.
Weiter wurde eine Verbesserung der Genauigkeit erreicht.
(2) Lineares Gleichungssystem
Die Koeffizientenmatrix des linearen Gleichungssystems ist reell und symmetrisch. Die positive Definitheit kann nicht vorausgesetzt werden. In dem Darmstädter Programm wird zur Lösung der linearen Gleichungssysteme das klassische CG--Verfahren in ,,veralteter`` Schreibweise verwendet.
Zur Lösung der großdimensionalen linearen Gleichungssysteme mit reellen und symmetrischen Koeffizientenmatrizen erwiesen sich das symmetrische LQ--Verfahren (SYMMLQ) und die symmetrische QMR--Methode ohne look--ahead in der BCG--Variante (QMR--from--BCG) als brauchbare Algorithmen.
Ausgehend von der Skalierung wird die symmetrische SOR--Vorkonditionierung (SSOR) benutzt.
Zusätzlich wurden durch Untersuchungen die Dimension der Gleichungssysteme reduziert und eine angepaßtere Speicherungsform verwendet.
Es konnte eine Reduzierung der Rechenzeit um ca. 50--70% erzielt werden.



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BREMERO
Wed Apr 12 21:47:02 MDT 1995